Ich frage, gab's je eine Zeit Mit nichts als Frieden weit und breit? Gab's eine Zeit, in der kein Hunger und kein Krieg war? Gab's eine Zeit ganz ohne Neid Ganz ohne Arbeitslosigkeit In der nicht alles voll Gewalt und Politik war? Ich kenn' ein Dörflein im Südosten von Samoa Dort steht die Zeit still, schon seit Neunzehnhundertneun Das Volk ist froh dort und wird täglich immer froher Man hat nichts anderes zu tun als sich zu freuen In diesem Dörflein in Samoa hat man alles, was man braucht Und ganz egal, wo was passiert, es nicht dort Es gibt nur Heiterkeit und Ruh' Doch wer zieht hin? Nicht ich, nicht du! Im Gegenteil: die Samoaner ziehen fort Die Samoaner ziehen nach Japan, nach New York und nach Berlin Um sich an Umweltschmutz und Aktien zu berauschen Vielleicht wär's gut, wenn wir indessen nach Samoa rüber zieh'n – In anderen Worten, mit den Samoanern tauschen Wir bauen dort Autobahnen, Fernsehen, eine Oper Gründen Parteien – was man so braucht zu seinem Glück Die Samoaner schaffen Frieden in Europa Und dann kehrt jeder in sein Heimatland zurück Nun wird man sagen, das ist ein Traum Wer zu viel träumt, kommt in den Knast Der Kanzler schätzt es nicht, wenn man von Träumen spricht Doch das Geheimnis, komm gib acht: Ein Traum gibt Kraft, wir brauchen Macht Das ist der Unterschied: wo Macht ist und wo nicht Seit ich das weiß, lässt mich das Los der Samoaner nicht in Ruh' Ich sag mir: Macht hat immer der, der an sie rankommt Doch was mich wachhält jede Nacht Ich frag: Was macht man ohne Macht? Und in Samoa weiß man das, sobald man ankommt Ich fange an, die Samoaner zu beneiden Und hoffe insgeheim, auch sie beneiden mich Doch wenn ich frag': Wer hat's denn besser von uns beiden? Dann lässt mich schlicht meine Entscheidungskraft im Stich Hier ist es hässlicher als dort – dafür ist's dort bestimmt sehr fad Und wär' man dort, man zöge fort und wieder hin Wir wollen Macht, wir wollen Traum Und in Samoa wächst ein Baum Wer drunter einschläft, träumt begeistert von Berlin . . .