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Franz Josef Degenhardt - Deutscher Sonntag lyrics

Artist: Franz Josef Degenhardt

album: Durch die Jahre


Sonntags in der kleinen Stadt
Sonntags in der kleinen Stadt
Wenn die Spinne Langeweile
Fäden spinnt und ohne Eile
Giftig-grau die Wand hochkriecht
Wenn's blank und frisch gebadet riecht
Dann bringt mich keiner auf die Straße
Und aus Angst und Ärger lasse
Ich mein rotes Barthaar steh'n
Und lass' den Tag vorübergehn
Hock' am Fenster, lese meine
Zeitung, decke Bein mit Beine
Seh', hör und rieche nebenbei
Das ganze Sonntagseinerlei!
Pampapam, pampampapam
Da treten sie zum Kirchgang an
Familienleittiere voran
Hütchen, Schühchen, Täschchen passend
Ihre Männer unterfassend
Die sie heimlich vorwärts schieben
Weil die gern zu Hause blieben!
Und dann kommen sie zurück
Mit dem gleichen bösen Blick
Hütchen, Schühchen, Täschchen passend
Ihre Männer unterfassend
Die sie heimlich heimwärts ziehn
Dass sie nicht in Kneipen fliehn!
Pampapam, pampampapam
Wenn die Bratendüfte wehen
Jungfrau'n den Kaplan umstehen
Der so nette Witzchen macht
Und wenn es dann so harmlos lacht
Wenn auf allen Fensterbänken
Pudding dampft, und aus den Schänken
Schallt das Lied vom Wiesengrund
Und dass am Bach ein Birklein stund
Alle Glocken läuten mit
Die ganze Stadt kriegt Appetit
Das ist dann genau die Zeit
Da frier' ich vor Gemütlichkeit!
Pampapam, pampampapam
Da hockt die ganze Stadt und mampft
Dass Bratenschweiß aus Fenstern dampft!
Durch die fette Stille dringen
Gaumenschnalzen, Schüsselklingen
Messer, die auf Knochen stoßen
Und das Blubbern dicker Soßen
Hat nicht irgendwas geschrien?
Jetzt nicht aus dem Fenster seh'n
Wo auf Hausvorgärtenmauern
Ausgefranste Krähen lauern
Was nur da geschrien hat?
Ich werd' so entsetzlich satt!
Pampapam, pampampapam
Wenn Zigarrenwolken schweben
Aufgeblähte Nüstern beben
Aus Musiktruh'n Donauwellen
Plätschern, über Mägen quellen
Dann hat die Luft sich angestaut
Die ganze Stadt hockt und verdaut!
Woher kam der laute Knall?
Brach ein Flugzeug durch den Schall?
Oder ob mit Mal die Stadt
Ihr Bäuerchen gelassen hat?
Die Luft riecht süß und säuerlich
Ich glaube, ich erbreche mich!
Pampapam, pampampapam
Dann geht's zu den Schlachtfeldstätten
Um im Geiste mitzutreten
Mitzuschießen, mitzustechen
Sich für wochentags zu rächen
Um im Chor Worte zu röhren
Die beim Gottesdienst nur stören
Schinkenspeckgesichter lachen
Treuherzig, weil Knochen krachen
Werden. Ich verstopf' die Ohren
Meiner Kinder! Traumverloren
Hocken auf den Stadtparkbänken
Greise, die an Sedan denken!
Pampapam, pampampapam
Und dann die Spaziergangstunde
Durch die Stadt, zweimal die Runde
Hüte ziehen, spärlich nicken
Wenn ein Chef kommt, tiefer bücken!
Achtung, dass die Sahneballen
Dann nicht in den Rinnstein rollen!
Kinder baumeln, ziehen Hände
Man hat ihnen bunte, fremde
Fliegen - Beine ausgefetzt
Sorgsam an den Hals gesetzt
Dass sie die Kinder beißen soll'n
Wenn sie zum Bahndamm fliehen woll'n!
Pampapam, pampampapam
Wenn zur Ruh' die Glocken läuten
Kneipen nur ihr Licht vergeuden
Dann wird's in Couchecken beschaulich!
Das ist dann die Zeit, da trau ich
Mich hinaus, um nachzusehen
Ob die Sterne richtig stehen
Abendstille überall! Bloß
Manchmal Lachen wie ein Windstoß
Über ein Mattscheibenspäßchen
Jeder schlürft noch rasch ein Gläschen
Und stöhnt über seinen Bauch
Und unsern kranken Nachbarn auch!
Pampapam, pampampapam

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