Seid bereit!
Endlich einmal ein Besuch mit Lebensart: zwei Herren mit Niveau
Seid bereit!
Sonst trotten nur Bauern her, mit Dreck am Hals und dumm wie Bohnenstroh
Seid bereit!
Endlich eine schicke, entzückende, bedrückende Perversität
Seid bereit!
In kurzer Zeit es gibt's was zu beißen für den Zahn der Zeit
Wohl der Nacht, die mir die Freude macht, Besucher herzuführ'n
Meine Herr'n, ich sehe Gäste gern, Sie müssen sich nicht zier'n
Die Furcht ist mein Mantel, die Nacht mein Revier
Ich bin Graf von Krolock, dieses Schloss gehört mir
Wohl der Nacht, die uns bewahrt davor, das Hässliche zu seh'n
Sie rührt sacht an dunkle Träume und lässt Totes aufersteh'n!
Folgt mir nach in meine Dunkelheit, um nie mehr fortzugehen!
Denn wer sich aus freien Stücken zu mir gesellt
Soll Antwort erhalten auf Fragen, die er mir stellt
Ich weihe euch ein ins Mysterium meiner Welt
Müde von der Einsamkeit ersehne ich Besuch
Zukunft ist Vergangenheit und Gegenwart ist Fluch
Endlos ist das Meer der Zeit
Doch man kann nur am Ufer leben
Von der Krankheit der Traurigkeit
Kann es keine Erlösung geben
Nichts für ungut, Exzellenz
Wir sind rein zufällig hier vorbeigekommen und wollten eben nur einen kurzen Blick auf Ihr prächtiges Anwesen werfen
Spätes 13. Jahrhundert, wenn ich nicht irre
Ah, ich sehe. Ein Mann von Bildung
Mit wem hab' ich das Vergnügen?
Professor Abronsius, aus Königsberg
Der Professor Abronsius?
Sie haben von mir gehört?
Ich las Ihr Buch "Die Fledermaus". Genial! Ich war gefangen
Das freut mich, denn bei mir zu Haus' werd' ich meist übergangen!
Logik, Logik! Wer würdigt schon die Logik?
Sie müssen mir Ihr Buch signier'n und lange, lange bleiben
Ja, gern. Ich kann auch hier studier'n und Forschungen betreiben!
Wer ist dieser Jüngling? Gewiss ein Student
Alfred. Er assistiert mir!
Brav, Alfred, Kompliment!
Dies ist mein Sohn Herbert, er freut sich bestimmt
Ihr werdet bald Freunde sein
Endlich jemand, der mir die Langeweile nimmt!
Bitte, meine Herr'n, treten Sie ein!
Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause!
Koukol!
Koukol wird Sie auf ihr Zimmer führen!
Pardon, Exzellenz, ich vergaß ganz, wie spät es schon ist. Sie müssen müde sein!
Ich bin ein Nachtvogel - tagsüber nicht zu gebrauchen
Alfred! Vermisst du nicht etwas?
Mein Schwamm!
Wer jung ist wie du und int'ressiert
Braucht keinen senilen Narr'n, der ihn kommandiert
Und überhaupt nicht versteht, was dich fasziniert
Ich weiß, was du fühlst und denkst
Ich kann dein Sehnen spür'n
Wenn du mir dein Vertrauen schenkst
Dann werde ich dich führ'n!
Vertrau mir!
Im Traumland der Nacht
Herrsche ich als Magier
Der Wunder möglich macht!
Sink mit mir ins Meer der Zeit!
Lern von mir, was es heißt, zu leben!
Spür das Glück der Traurigkeit
Fühl die Wohllust, dich aufzugeben!
Such mit mir den schwarzen Gral!
Ich lehr' dich, was es heißt, zu lieben
Löss' die Fesseln der Moral!
Folge deinen verborg'nen Trieben!
Denn liebst du dieses Leben
Wird deine Liebe Leben sein
Und dich befrei'n!
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