Er macht die Dose auf - Reis, Fleisch, Gemüse Und setzt sich wieder an den Tisch zu seiner Schreibmaschine Und während er mit dem immer gleichen Fraß kämpft Steckt er sein Herz in jede Zeile für die Nachwelt Es soll sein Lebenswerk werden, das von ihm erzählt Vom Einzigen, der die große Bombe überlebt Er wusste, dass sie kommt, sie haben ihn ausgelacht Die Menschen aus der Stadt aus Misstrauen und Hass So hat er sich einen Bunker gebaut - unter sein Haus Unter das Fundament aus "Daran-hab-ich-immer-geglaubt" Nur für ihn, damit er sicher ist Und nicht erstickt im Gift der Finsternis Die Jahre hat er aufgehört zu zählen Aber er weiß, er muss kämpfen, denn er will leben Ihn kriegen sie nicht Egal, was sie machen Ihn kriegen sie nicht Er öffnet die Luke und steigt die Leiter hoch Vorsichtig und leise, weil er nicht weiß was droht Nur seine Maske und sein Schutzanzug Geben ihm Luft und Zuversicht für den Fluchtversuch Er weiß es kostet Blut, Schweiß und Tränen Aus den Ruinen zu fliehen und wieder frei zu leben Doch er verlässt sein selbstgemachtes Gefängnis Und tritt heraus in eine Welt, die ihm fremd ist Die Sonne blendet seine Augen, als er durch's Fenster schaut Die Welt da draußen sieht verändert aus Aber statt der erwarteten, nuklearen Wüste Bietet sich ihm die Metropole in voller Blüte Keine Strahlung, kein Giftgas, kein saurer Regen Die Welt hat noch nie so lebendig ausgesehen Und ihm kommen die Tränen vor Erleichterung Und Enttäuschung zugleich, als er begreift, warum Er nimmt die Maske ab und atmet die Luft Mit jedem Schlag in der Brust wird ihm sein Versagen bewusst Der kühle Wind streicht durch seine Haare Er ist verzweifelt und er weint um seine Jahre Alles, was er jemals hatte, ist jetzt nicht mehr da Er setzt sich an den Tisch und sein Blick wird starr Er sitzt am Fenster und seine Augen blicken raus in die Ferne, als wäre es ihr Zuhause Jeden Morgen beten, jeden Abend beten Für ein langes Leben und Alarmsirenen Für Höllenfeuer, das die Stadt von der Erde tilgt Und er merkt, dass er sterben will Wann kommt die Bombe? Er hat so viel geopfert Auf so viel verzichtet, was man nicht in diesem tiefen Loch hat Wo bleibt die Bombe? Er hat so lang gewartet Und sich vorbereitet und jetzt kommt sie nicht nach all den Jahren Warum kommt sie nicht? Was hat er falsch gemacht? Warum verspotten sie diesen alten Mann Der nur leben wollte und Schutz gesucht hat Vor der Finsternis, die ihn auf seinem Weg verfolgte Und als eine Wolke vor die Sonne zieht Begreift er, dass es keine Bombe gibt