Es waren Tage außer Kontrolle Auch außerhalb der Kontrolle derer Die dachten, es wäre okay Dass sich die Weltenführer eine Stadt unter den Nagel reißen Einfach so, so viel war klar Unter den Bewohnerinnen und Bewohnern Der alten Kaufmannsstadt Beeindruckt war man wirklich nicht Von dieser verwegenen Gesellschaft Unterschiedlicher kotzbrockenhaftiger Charismatiker Es gab ein Geraune und ein Aufstöhnen in der Stadt Gleich nach Bekanntgabe der tollen Idee Auf beiderlei Seiten der Barrikade Wer vom Fach war, wusste was passieren würde Nur der Bürgermeister, er schien wirklich zu glauben, was er sagte Wie ein weiteres Hafenfest eben, so sollte es sein Seine und die anderen Pappenheimer nicht zu kennen scheinend Eitel geblendet von der Aussicht auf den Fame Mit den Weltenführern in die Kameras lächeln zu dürfen Und es kam, wie es kommen musste Schließlich kannten alle ihre Rolle Gut orchestriert, alle kannten ihre Rolle Die dialektisch geschulte Anwohnerin und diese Band Genau so, wie diese Einheiten Zusammengezogen aus weiter Ferne Die ihren Knüppeln endlich mal wieder Freien Auslauf verschaffen wollten Und die schon im Vorfeld vor lauter Vorfreude Besatzungsmacht spielten Und diejenigen aus Ländern Deren sogenannter "sozialer Zusammenhalt" Nicht mehr überzogen ist mit dem wärmenden Mantel Des Versprechens auf Konsum Sie wollten Herrn Schäuble einfach mal die Möbel grade ziehen Ob das nun in einem Viertel passiert In dem viele auch nicht einverstanden sind Mit dem, wie das so läuft Spielte da eher eine untergeordnete Rolle Vor ihnen gesellten sich erlebnisorientierte Hipster So wie Leute aus der Vorstadt Die wohl nie das bürgerliche Privileg haben werden Die Verhältnisse zu hassen, die es ihnen möglich machten In einer schicken Altbauwohnung In einem Szeneviertel wohnen zu können Sie hatten definitiv auch noch eine Rechnung offen Und endlich mal eine geeignete Gelegenheit mitzugestalten Und es kam, wie es kommen musste Alle kannten ihre Rolle Es kam, wie es kommen musste Alle kannte ihre Rolle Die lokalen GenossInnen im globalen Kampf Gegen eine irgendwie geartete Ausbeutung Sie durften sich nicht lumpen lassen Auch wenn manchen von ihnen bange wurde Bei so viel Entschlossenheit auf allen Seiten Wie meist bei solchen Anlässen war nicht klar Ob diejenigen, die hier diesen Kampf In symbolträchtigen Bildern ausagieren Auch wirklich verständlich sind Für die Verdammten dieser Erde Für die sie ja, bei solchen Anlässen, immer zu sprechen glauben Die Gesichter, die man hinter den schwarzen Kapuzen Und Sonnenbrillen sehen konnte, waren weiß Und meistens männlich Und dann waren da natürlich all jene, die glaubten Die Weltenführer ließen sich mit phantasievollen Maskeraden Und klugen Sprüchen ins Grübeln bringen Sie waren zahlenmäßig die meisten Und so begannen die Riots und Rollenfestspiele Gut orchestriert Soweit kannten alle ihre Rolle Alle kannten Ihre Rolle Welche Demo passt zu dir, passt zu mir, passt zu dieser Band? Was die Band betrifft: Welcome to Hell Denn: The wealth of the few is hell to the others So viel ist immerhin klar Wir waren die Vorband, wir wussten, was wir taten Nach jenem Donnerstag Kamen die Schlagzeilenjäger dann so richtig in Fahrt Wie immer geifernd nach dem ultimativen Bürgerkriegsszenario Besoffen von den immer gleichen Bildern Die letztendlich fristgerecht geliefert wurden Und die einfach nur hinzugefügt werden mussten Zu den schon vorher geschriebenen Artikeln bigotter Empörung Gerne bereit, jede listig gesetzte Finte der Polizei Handlangerhaft weiterzuposaunen Was fehlt in der Erzählung, ist das schwer Benennbare Jenseits der Logik der Schützengräben Was der historische Anlass, dieser Raum abwesender Routine Machte mit den Menschen, die sich in ihm bewegten Hier waren die Rollen eben nicht vorgeschrieben Meist gut gelaunt, immun gegen die Vandalenpropaganda Staunte man über Situationen, die sich ergeben können Wenn es kein vorgegebenes Muster gibt Ein Viertel, in dem für ein paar Tage Die Autos verschwunden waren Zwischen Straßensperren, Diskussionen Parties unterschiedlichster Menschen Lustvolles Nehmen des Raumes Ein Rave zum Beispiel, spontan vor der alten Polizeiwache Ein utopischer Moment, während ein paar Straßenzüge weiter Gerade die Bilder produziert wurden Auf die tagelang hingearbeitet worden war Während die Bürgerin des besseren Viertels Die völlig aufgelöst die Fernsehkameras wissen ließ Sie wisse und verstünde gar nicht Woher dieser ganze Hass käme Zeigt ihre Fassungslosigkeit nicht Wie umfassend ihr Alltag Von jeglicher Gewalt verschont zu sein scheint? Und zeigt die Fassungslosigkeit nicht Dass dieser Zustand der Idylle vielleicht nur möglich ist Weil die hier abwesende Gewalt anderswohin ausgelagert ist?