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Micha Kunze - Freundschaftskippe lyrics

Artist: Micha Kunze

album: Lokalkolorit


Ja. Ja, jaja.
Wart' mal, wart' mal.
Entspann dich. Jetzt entspann dich doch!
Da drüben. Schau. Hier, komm, komm, lass da hinsetzen.
Vorsichtig, sag ich und du torkelst.
Setzen uns hin. Vors Finanzamt. Ausgerechnet.
Und das ist nicht mal 'ne Metapher.
Weiter haben wir es einfach nicht geschafft.
Wollen kurz Pause machen.
War ein langer Abend. Wird 'ne kurze Nacht.
Kommen heim vom Leben feiern.
Weil Ängste feiern kennen wir noch nicht.
War austauschbar, aber natürlich
Wie immer der beste Abend unseres Lebens.
Es ist kalt. Eine dieser Nächte, die nach Winter riechen.
Irgendwie schön, aber jetzt gerade frieren wir.
Wein klebt wie Blut an deinen Zähnen.
Vertragen hast du noch nie viel.
Du fragst nach 'ner Zigarette.
Du rauchst doch gar nicht, sag ich.
Freundschaftskippe, sagst du und grinst.
Und da sitzen wir und wir reden.
Über Dinge, die wir Probleme nennen
Und über die wir jetzt lachen.
Wir haben keine Probleme, nicht wirklich.
Aber klagen trotzdem. Schweißt zusammen.
Und warum sollten wir auch nicht?
Wir sind doch noch Kinder.
Keine Ahnung vom Leben, aber reden wie die Großen.
Sind im Moment.
Verdrängen, dass sich die Dinge ändern werden.
Denn jetzt gerade ist alles gut.
Wissen, wo wir hingehören.
Und wir gehören gerade hier her.
Nachts, vor das Finanzamt. Dieses beliebige Gebäude.
Aber es ist gut so.
Ich vermisse diese Zeit.
Die Steine um uns herum türmen sich auf.
Jeder hat eine eigene Geschichte zu erzählen,
Die sich in unsere Netzhaut, unsere Herzhaut brennt.
Und wir saugen alles auf.
Bemerken es nicht.
Da ist dieser Schmerz. Dieses Bauchweh in der Brust.
Aber wir spüren das nicht, weil wir uns selbst noch nicht kennen.
Nicht wahrnehmen.
Nicht sehen, was das gerade mit uns macht.
Und wir könnten aufstehen. Weglaufen.
Aber wir tun es nicht.
Und heute glaub ich, dass wir wussten,
Dass es niemals mehr so sein wird.
Deshalb stehen wir auch nicht auf.
Bleiben sitzen und frieren.
Die Glut ist längst am Filter angelangt.
Aber wir wollen uns aufhalten.
Aufhalten, heimzugehen und
Diesem Moment den Gnadenstoß zu geben.
Du fragst noch mal nach 'ner Zigarette.
Du rauchst doch gar nicht, sag ich.
Freundschaftskippe, sagst du und steckst sie dir an.
Der Rauch vermengt sich mit unserem Atem,
Der in dieser Nacht besonders gut zu sehen ist.
Wir müssten nicht mal rauchen,
Um uns aufzuhalten.
Einfach da zu sein, ist Grund genug.
Der blaue Dunst macht keinen Unterschied.
So oder so steigt Rauch in die Nacht.
Inmitten unseres belanglosen Redens schweigen wir kurz.
Mit jedem Schlag, der Leben durch
Deine Halsschlagader pumpt,
Finden die Bilder um uns herum ihren Weg in uns.
Wollen es irgendwie verhindern
Und reden einfach weiter.
Merken nicht, dass das alles im
Hintergrund geschieht und uns bewegt.
Reden über unsere Gegenwart.
Unbeschwerte Zeiten,
Die sich damals irgendwie
Nicht unbeschwert angefühlt haben.
Und es heute aber wirklich sind.
Unbeschwert. Und das vermisse ich.
Dieses Gefühl der Leichtigkeit.
Als es nicht nur hohle Fassade war,
Sondern einfach unheimlich echt.
Mehr wir selbst, als wir es jemals waren.
Warum hat sich das verändert?
Doch im Moment halten wir eisern daran fest,
Dass es immer so bleibt.
Die Sonne geht bald auf.
Wir sollten uns schon lange schonen für das,
Was kommt.
Doch wir bleiben sitzen.
Weigern uns gegen den Anbruch des Tages.
Und wir merken nicht,
Dass unser Zögern und Aufhalten uns nicht davor bewahrt.
Der Tag wird kommen,
Ob wir das wollen oder nicht.
Wir wollen nicht.
Und deshalb wehren wir uns.
Du fragst nach einer Zigarette.
Du rauchst doch gar nicht, sag ich.
Freundschaftskippe, sagst du.
Doch du grinst nicht mehr.
Dein Blick ist irgendwie weit weg.
Ich hätt' es sehen müssen.
Ich geb' dir 'ne Zigarette
Und wir trotzen gemeinsam dem Tag.
Dem Tag, der kommen wird.
Ob wir das wollen oder nicht.
Nimm noch einen Zug.
Die Glut ist längst am Filter angelangt.
Aber wir wollen uns aufhalten.
Aufhalten, heimzugehen und
Diesem Moment den Gnadenstoß zu geben.
Und dann bist du weg.
Plötzlich, ohne Vorwarnung.
Ich merke, dass wir uns ohne
Erfolg gesträubt haben,
Und jetzt bist du weg.
Der Tag ist gekommen,
Die Vögel fliegen tief.
Es ist genauso kalt und ich weiß,
Dass ich mich hätte schonen
Sollen für das, was kommt.
Aber ich hab das nicht gemacht.
Wollte im Moment mit dir
Gemeinsam sein.
Nur sein. Mehr nicht.
Und ich sitze zwischen den
Aufgetürmten Steinen,
Die alle ihre Geschichte erzählen,
Ob ich das will oder nicht.
Unsichtbar und leise und
Doch so laut wie nie.
Und ich sitze da vor dem Finanzamt.
Diesem beliebigen Gebäude.
Weil wir weiter nicht gekommen sind.
Und kurz Pause machen wollten.
Und über Belanglosigkeiten reden wollten.
Und uns aufgehalten haben,
Aufzustehen und diese
Kalte Nacht verstreichen zu lassen.
Ich vermiss' dich, Mann.
Sitz' immer noch da.
Zwischen diesen Steinen,
Die ihre Geschichte erzählen.
Die aussehen, als würden sie Gräber hüten.
Und ich schau rüber,
Dort hin, wo du mal saßt.
Und ich halte sie dir immer noch hin.
Meine letzte Zigarette.
Freundschaftskippe.

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