Bedrohlich, der germanische Wald Schon seit Urzeit finster und kalt Voller Tropfen, Geheimnisse und Lichter Verflochten, verwoben in tote Gesichter Es rinnt der Schweiß, es rinnt der Regen Alle Legionäre müssen alles geben Hosenlos, auf römisch Art Verschmutzt, erschöpft, doch ohne Bart Bis zu den Knien im Schlamm sie waten Sich immer enger und enger scharen Tiefe Furcht sich in ihre Kehlen schnürt Ob dem, was ein jeder hier spürt Er scheint zu leben, der beklemmende Wald Durch den durch Regen und Nebel nun nichts mehr schallt Da schlägt ein Ast, da glotzt ein Pilz Im Moor, es greift nach dir und deine Seele will's Doch Todesrascheln, sind nur Rehe vier Und so sind die Soldaten erfroren und ohne Kraft Alles durchnässt, dreie das Moor weggerafft Doch: "Semper fidelis", immer treu, so folgen sie Varus, ihrem Führer Den seinerseits Armin, der Cherusker führt Doch plötzlich des Waldes nagender Angstgefühl Verwandelt sich in Menschengewühl Als der Cherusker einen Pfiff ertönen lässt Und die Legionen stachen in ein Wespennest Aus dem Schlamm, aus den Blättern an Boden und Bäumen Aus Senken und nichts Plötzlich unendlich Germanen schäumen Ein Schrei wie von tausend Bären ertönt Der, der zu Tode erschöpften Römer Ängste nur nährt Unformiert ihr trutzes Heer, sonst zu besiegen doch sehr schwer, ist nun geschwächt Durch Waldes Tücke, der geisterhaft die Klingen zückte Und schon, vom Schwerte ergraben, der Blutstrom fließt Sich in tosendem Lärmen zu Boden ergießt Rußgeschwärzt Germani alle Bringen, getarnt hervorgestürmt den Tross zu Falle Speere und Pfeile von Bäumen und Höhen regnen Als die Reihen der Römer behende sich ebnen Doch auch schwarze Gesichter gehen nach Walhall Und Blut und Schmerz ist allüberall Es regnet Köpfe und Arme und Hände Blutrot ist des Waldes Moor am Ende Und gerissene Münder und Augen Im Tode verzerrt aus der Erde nun schauen Und bis zur dritten Nacht zieht sich das Grauen Und im Lichte der Fackeln sieht man die Frauen Wie sie berauben die Römer und finden den Mann Weinend den Liebsten erkannt, der nicht entrann Es versinkt diese Nacht in Tränen und Regen und Blut Kein Auge mehr lacht, unermesslich, gelodert die Wut Kaum zieht der Morgennebel seine Bahn So sind schon Wolf und Aar heran Letzten sich am unendlich geflossenen Strom Und totes Fleisch nun ihre Gier belohnt Und durch die Haufen zerfetzter Leiber Wühlen schmatzend sich Reiter Auf Bahren tote Cherusker ziehend Und Waffenvertrieben die Gierigen fliehen Und so werden die Gefallenen aufgeschichtet Und durch Flammen nass schwelenden Holzes vernichtet Nur die Römer bleiben, genagelt an Bäume im Blutmoor zurück Auf Altären geopfert, Stück für Stück Ihre Schädel und Waffen Wotan dargebracht Im heiligen Haine, im Schutze der Nacht Und noch lange rauchen die Seelenfeuer Durch die sich die Seele erneuert Und weit in Walhalla droben Noch lang die Cherusker sich lobten Wie brav sie die Römer erzogen